Familie kETTerer
Badische Siedler im elsässischen Sundgau
Arbeit der Geschichts-AG des Kollegs St.Sebastian Stegen
Biografien
Lambert Ketterer
Lambert Ketterer wurde am 21.04.1896 in Eschbach geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er an der Westfront in Frankreich und wurde 1917 verwundet, sodass er nach Hause zurückkehren musste. Dort gründete er mit seiner Ehefrau Frieda eine Familie mit sechs Kindern. Einer seiner Söhne war Bernhard Ketterer. Später erbte er in Eschbach den Fußenhof, der jedoch 1929 abbrannte. Die kurz danach folgende Weltwirtschaftskrise verhinderte den wirtschaftlichen Wiederaufstieg der Familie, und Lambert war gezwungen, auf dem Hof seiner Verwandten zu arbeiten. Als der Zweite Weltkrieg begann, war Lambert Ketterer eigentlich noch wehrpflichtig, wollte aber nach seinen ersten Kriegserfahrungen keinesfalls noch einmal kämpfen. Mit der Zeit wuchs der Druck der Behörden auf ihn. Nachdem das Elsaß 1940 von Deutschland annektiert und dem Gau Baden angeschlossen worden war, machte man ihm jedoch ein Angebot: Als Ersatzleistung für den Wehrdienst könne er als Siedler einen verlassenen Hof im Elsaß übernehmen und bewirtschaften.
Lambert Ketterer nahm das Angebot an und wurde so am 21.04.1942 mit seiner Familie von der Wehrmacht ins Sundgau, in die Ortschaft Moernach gebracht. Dort übernahmen sie bald zusätzlich noch einen zweiten Hof, da viele elsässische Bauern wegen Wehrdienstverweigerung oder Sympathien für Frankreich „abgesiedelt“ wurden oder vor dem CdZ-Regime des Gauleiters Robert Wagner in die Schweiz geflohen waren; nun mussten auch deren Höfe bewirtschaftet werde, um die Versorgung zu gewährleisten. Allein in Moernach war fast ein Viertel der Einwohnerschaft geflogen oder deportiert worden. An einem Sonntag im November 1944 schließlich wurde der morgendliche Gottesdienst von der Ankündigung gesprengt, dass alliierte Truppen sich auf das Dorf zubewegten. In aller Eile mussten die badischen Siedler, so auch Ketterers, ihre Sachen zusammenpacken und sich über einen Fluchtkorridor an der Schweizer Grenze mit einem Ochsenkarren auf den langen und beschwerlichen Weg an die Rheingrenze. Nach drei Nächten ununterbrochener Bewegung und einer dramatischen Flussüberquerung auf einem Boot der Wehrmacht erreichten sie schließlich Kehl.
Nach Kriegsende ließ sich Lambert Ketterer mit seiner Familie in Unteribental nieder und arbeitete zunächst als Knecht bei seinem Schwiegervater auf dem Schlegelhansenhof, bis er ein nahegelegenes Haus kaufte. Er starb schließlich am 22. 7. 1977.
Bernhard Ketterer
Bernhard Ketterer wurde am 01.07.1936 in Eschbach als fünftes von sechs Kindern geboren. Seine Geschwister heißen Berta, Karl, Josef, Albert und Fritz. Er ist der Sohn von Lambert Ketterer. Mit der ganzen Familie siedelte er 1942 ins annektierte Elsass nach Mœrnach um. Dort wurde er von einem Dorflehrer unterrichtet, der ebenfalls aus Baden stammte und von den NS-Behörden dorthin versetzt worden war. Aus dieser Zeit stammt eine innige Freundschaft mit seinem damaligen Mitschüler und Nachbar André Metzger. Ebenso erlebte er seine Erstkommunion im Mœrnach. Die 1944 folgende Flucht erlebte er als sehr dramatisch; er wurde zeitweise von seinen Eltern getrennt und fand sie erst in Weil am Rhein wieder. In den Sechzigerjahren hielt er mit seiner Familie Kontakt zu den Familien, deren Höfe sie in den Kriegsjahren übernommen hatten.
BEITRÄgE
Storyboard-Workshop am 08.11.2024: zu dem Beitrag