Julius Felsenstein
Arbeit der Neunlindenschule Ihringen, 9. Klasse
Lehrerin: Christiane Güntert
Referent: Leander Hohwieler, Lokalhistoriker und Autor
Kurzbiografie
Julius Felsenstein wurde am 24. September 1868 in Ihringen geboren und wuchs mit drei Schwestern auf.
Er war Viehhändler und Landwirt. 1902 heiratete er die auch in Ihringen geborene Helene Lion. Die Familie lebte in der Wasenweilerstraße, Haus 237 (heute Nr. 16), einem Wohnhaus mit Scheune und Stallung. Julius und Helene hatten einen Sohn und zwei Töchter. Julius war Eigentümer mehrerer landwirtschaftlicher Grundstücke. Im Alter von über sechzig Jahren zog er sich aus dem Berufsleben zurück und das Ehepaar lebte von seinen Miet- und Pachteinnahmen.
Am 10. November 1938 wurde die Synagoge der kleinen jüdischen Gemeinde zerstört. Alle Juden, die noch in Ihringen lebten, wurden von SS-Leuten vor der Synagoge zusammengetrieben, aufs Übelste beschimpft und mussten zusehen, wie ihre Synagoge niedergebrannt wurde. Anschließend wurden auch Julius Felsenstein und sein Sohn Siegfried verhaftet und für zehn Tage im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Am 13. September 1939 wurden Julius und Helene nach München evakuiert, denn Baden war nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen zur „Roten Zone“ erklärt worden. Sie kehrten am 3. Juli 1940 nach Ihringen zurück und lebten in der Eisenbahnstraße 287 (heute Nr. 14).
Am 22. Oktober 1940 wurden Julius und Helene sowie ihr Sohn Siegfried verhaftet und nach Freiburg gebracht. In Freiburg wurden sie, mit den Jüdinnen und Juden aus ganz Baden, in einen Sonderzug verfrachtet und fuhren auf der Bahnlinie Freiburg-Colmar durch den Ihringer Bahnhof an ihrer Heimat vorbei. Die Fahrt über die Breisacher Rheinbrücke führte die Deportierten in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich, zusammen mit 6.500 Juden aus Baden, Pfalz und Saarland. In Gurs waren Julius und Helene getrennt voneinander inhaftiert. Ihr gesamtes Vermögen blieb in Ihringen zurück. Im Frühjahr 1941 wurden sie von Gurs in das Lager Récébedou verschleppt. Helene Felsenstein starb dort am 2. August 1941 und Julius am 12. Januar 1942 aufgrund Hunger, Krankheit und fehlender medizinischer Versorgung.