Kurzbiografie
Hugo Zivi, der Vater von Wolfgang ‚Lou‘ Zivi und Ralph Zivi, machte mit 14 Jahren eine Lehre in Bruchsal bei der Farbenhandlung Katzauer. Er kämpfte mit 19 Jahren im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Kaiserreich und war als Kriegsgefangener in Frankreich. Durch Lehre und Kriegsgefangenschaft sprach er fließend Französisch und Englisch. Anfang der 1920er Jahre gründete er einen Farben-Großhandel in Müllheim (Parkstraße 1). 1928 heiratete er Hilde Mayer. Der Sohn Wolfgang Ludwig (Lou) wurde 1929, Ralph 1932 geboren. Sowohl Hugo Zivi als auch Gustav Zivi, der Großvater der Zivi-Brüder, waren Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Müllheim.
Ralph wurde 1938 eingeschult, bekam aber kurz darauf in der 1. Klasse ein Schulverbot wie sein älterer Bruder. Die beiden Brüder erlebten am frühen Morgen des 10. November 1938 das Müllheimer Novemberpogrom: Zunächst wurden die Fenster des Hauses in der Parkstraße 1 mit Steinen zerstört, später wurde der Vater Hugo Zivi nach Dachau verschleppt. Er kam nach einigen Monaten zurück und musste seinen Farbenhandel im Zuge der „Arisierung“ auflösen.
Danach begann für die zwei Brüder – getrennt von den Eltern und getrennt voneinander– eine Odyssee durch Frankreich, die in New York, dem rettenden Ufer für die Zivi-Familie, in der Freiheit endete. Die mitgeflohene Großtante Carry Zivi musste das Flüchtlingsschiff Guinee, das den Rest der Familie Zivi in Sicherheit brachte, wegen eines abgelaufenen Visums verlassen. Dies erzeugte bei den Brüdern zeitlebens ein Schuldgefühl, den Holocaust überlebt zu haben. In den USA gründeten beide Brüder Familien. 1987 und 2005 kehrten sie auf Einladung der Stadt Müllheim in ihre Heimat zurück. Lou starb 2016 in den USA.