Bei Breisach hatte bereits in römischer Zeit eine Brücke den Rhein überspannt. Die früheste Erwähnung der hochmittelalterlichen festen hölzernen Rheinbrücke findet sich 1263. Sie war damals die einzige feste Rheinbrücke zwischen Basel und der Nordsee. In den folgenden Jahrhunderten war die Brücke durch die Hochwasser des Rheins gefährdet und mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Im Jahr 1700 wurde die alte Rheinbrücke zerstört.
Die Breisacher Jüdinnen und Juden müssen sie ab 1640 benutzt haben, um ihren ersten Bestattungsplatz im Wald von Mackenheim, 18 km nördlich, zu erreichen.
Der für das Deutsche Reich siegreiche Krieg macht mit der Folge der Einverleibung von Elsass und Lothringen („das deutsche Elsass“ 1870 bis 1918) die Brücke von einer Grenzbrücke zu einer „innerdeutschen Brücke“ und nahm Breisach den Charakter einer Grenzstadt.
Die neue Eisenbahnbrücke von 1878
Das Großherzogtum Baden – als Eigentümer der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen – und das Deutsche Reich – als Eigentümer der Reichseisenbahnen im Reichsland Elsaß-Lothringen – vereinbarten am 13. Mai 1874 in einem Staatsvertrag, eine 22,35 km lange Bahnstrecke zwischen Breisach und Colmar mit einer neuen Rheinbrücke, zunächst eingleisig, aber ausgelegt für zwei Gleise zu bauen. Dies geschah vor allem aus militärstrategischen Gründen. 1875 begann der Bau der Brücke, am 5. Januar 1878 wurde sie dem Betrieb übergeben.
Die zivile Nutzung ermöglichte den Verkehr mit Eilzügen von und nach München, den Regional- und den Güterverkehr. Im Ersten Weltkrieg nutzte das Militär die Brücke für die Versorgung der Westfront intensiv; tausende deutsche Soldaten wurden zur Front bzw. in den Fronurlaub in die Heimat gefahren.
Mit dem Versailler Vertrag gelangte sie 1919 in ganzer Länge in das Eigentum Frankreichs. Der Breisacher Bahnhof wurde zum gemeinsamen Grenzbahnhof ausgebaut.
1919 Ausweisung von 200 000 Deutschen aus dem Elsass
Mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg musste Deutschland im Versailler Vertrag der Rückabtretung von Elsaß-Lothringen an Frankreich zustimmen. Um die zurück gewonnenen Gebiete zu sichern, wurde eine Politik der Assimilation betrieben. Die Bürger:innen wurden in vier Kategorien nach Abstammung eingeteilt. Die Menschen, die in Kategorie D fielen, Einwohner, die selbst oder deren Eltern/Großeltern aus dem übrigen Deutschen Reich oder aus Österreich-Ungarn stammten, mussten ihre Heimat, das Elsass verlassen. Die meisten Vertreibungen aus dem Elsaß wurden über die Breisacher Rheinbrücke und den Grenzbahnhof dort „abgewickelt“. Freiburg wurde zu einem großen Flüchtlingszentrum der deutschen Elsässer.
Zwischenkriegszeit (1919 – 1939)
1936 verkehrten im Personenverkehr nur noch drei Pendelzugpaare zwischen Breisach und Colmar. Die Grenzlandsituation hatte für Breisachs Wirtschaft verheerende Folgen, da es auf beiden Seiten besonderer Passierscheine bedurfte, um ins Nachbarland zu kommen. Die traditionellen Verbindungen zwischen Baden und dem Elsass waren nahezu zerrissen.
Zerstörung bei Kriegsbeginn 1939
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sprengten französische Truppen am 12. Oktober 1939 die beiden westlichen Flutbrücken und den anschließenden Strompfeiler. Da eine Nutzung der Brücke zu Fuß noch möglich war, sprengten am 20. Oktober 1939 deutsche Pioniere einen östlichen Brückenabschnitt. Auch alle anderen Rheinbrücken zwischen Basel und Karlsruhe erlitten dasselbe Schicksal.
Quasi Annektierung des Elsass und Eisenbahn-Notbrücke 1940
Nach der Besetzung des Elsass begannen die Deutschen im Juni 1940, die entstandene Lücke zu schließen. Die zerstörten Brückenteile wurden bis auf eins entfernt, die Brücke als Notbrücke für den Zugbetrieb eilig hergestellt. Die Brücke konnte ab dem 25. Juli 1940 als erste der zerstörten Brücken am Oberrhein wieder befahren werden. Da die Breisacher Eisenbahnbrücke die einzige war, so schnell instandgesetzt wurde, wurde sie im Oktober 1940 für die Deportation der mehr als 5600 Deutschen jüdischer Herkunft aus Baden in das französische Internierungslager Gurs am Fuß der französischen Pyrenäen benutzt.
Neubau der Brücke und Zerstörung (1942-1945)
Ab 1942 wurde damit begonnen, das Provisorium „Kriegsbrücke“ durch einen Neubau zu ersetzen. Am 10. Mai 1944 wurde die neue Brücke in Betrieb genommen. Nachdem das Bauwerk in den Monaten zuvor wegen seiner wichtigen Funktion für den Nachschub häufig Ziel von Luftangriffen war, sprengten beim Heranrücken der Westfront deutsche Pioniere in der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1945 die Brücke. Dabei stürzten alle Brückenteile ein. Zum zweiten Male waren alle Verbindungen zwischen Baden und dem Elsass zerschlagen worden. Damit endete der Bahnverkehr von Breisach nach Westen.
Seit den 1990er existieren Überlegungen auf beiden Rheinseiten, wieder eine durchgehende Bahnverbindung zwischen Freiburg und Colmar zu schaffen. Damit hätte die Deutsche Bahn einen zeitsparenden Anschluss an das französische TGV – Netz in Colmar. Das Projekt wurde 2019 im Aachener Vertrag von Deutschland und Frankreich festgeschrieben, und die Planungen werden immer konkreter, die Verbindung bis 2030 wiederherstellen zu können. Mehr als achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs würde dieses wichtige Verbindungsstück zwischen Frankreich, dem Elsass, und Deutschland wieder existieren.
Mehr lesen