Im Rahmen des Kofferprojektes beschäftigt sich eine neunte Klasse der Schule St. Anne in Straßburg mit ihrer Lehrerin Anne Cuvillier mit dem Thema der „versteckten Kinder“. Durch die Vermittlung von Francine Mayran, die selbst Künstlerin und Psychiaterin ist, lernt die Klasse Fredj Cohen kennen. Die Schüler:innen besuchen ihn auch in seinem Atelier und gewinnen so ein Bild von dem Zeitzeugen, Menschen und Künstler Fredj Cohen.
Fredj Cohen wurde im Mai 1942 in einer jüdischen Familie mit zwölf Kindern geboren. Er entkam nur knapp der Razzia „Vel d’Hiver“. Dabei wurden 13.152 Menschen festgenommen und im Anschluss im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.
Fredj Cohen weiß sehr wenig über seinen marokkanischen Vater und seine algerische Mutter, da er mit zwei Jahren als verstecktes Kind zu einer Familie in den Pyrenäen gegeben wurde und dort weit über das Kriegsende hinaus blieb.
Mit zehn Jahren träumte er davon, mit den Wölfen in Canada zu leben. Er bevorzugte das Leben in der Natur mit Tieren. Die Menschen haben ihn zu sehr enttäuscht. Da er noch zu jung war, scheiterte der Plan. Er wurde mit 14 Jahren mangels anderer Möglichkeiten Schreiner. Mit 17 Jahren zog er durch die Welt. Seinen Wehrdienst musste er im Elsass leisten. Heute lebt und wirkt er als Künstler in Straßburg.
Francine Mayran hebt vor den Schüler:innen hervor, dass es im Leben darauf ankomme, Negativem etwas Positives für das eigene Leben abzugewinnen. Das erzeuge Resilienz. Fredj Cohen tat dies und wurde nach vielen Erlebnissen, Projekten und Tätigkeiten Künstler. Dabei verarbeitet er seine Geschichte und wendet diese zu einem Ausdruck eines tieferen Seinszustandes. Die Natur ist ihm wichtig und da die Erde unsere „adoptierte Umwelt“ sei, ist es angebracht, ihr Tribut zu zollen und diese zu würdigen.
Eine Schülerin erzählt: „Es ist viel besser, Menschen zu erleben als nur darüber zu lesen. Man begreift Vieles viel tiefgehender.“