Die Europaklasse des „Lycée Kleber“ in Straßburg arbeitet mit ihrer Lehrerin Michèle Hoenen zum Thema Widerstand. Sandra Butsch, die Workshop-Leiterin, ist beeindruckt vom Campus, auf dem circa 2100 Schüler:innen unterrichtet werden. Die Jugendlichen der Europaklasse sprechen sehr gut Deutsch und wollen den Workshop auf Deutsch mitmachen. Das Engagement und der Arbeitswille der Klasse sind beeindruckend.
Die Schüler:innen haben sich mit Alphonse Adam beschäftigt, der Literaturwissenschaftsstudent an der Universität Straßburg war und dort im Juni 1941 mit seinem Kommilitonen Robert Kieffer die Widerstandsgruppe „Front de la jeunesse alsacienne“ gründete. Die heimliche Organisation, die ursprünglich aus der elsässischen katholischen Jugend hervorging, veranstaltete Sabotage-Aktionen, verfasste und verteilte Anti-Nazi-Flugblätter und half bei der Flucht von Kriegsgefangenen. Ab der Verordnung vom 25. August 1942, die die Zwangsrekrutierung der Elsässer und Moselaner in die deutsche Armee vorsah, rief die Gruppe zur Militärdienstverweigerung auf.
Alphonse Adam wurde im Januar 1943 bei einem Fluchtversuch in die Schweiz verhaftet. Mit fünf weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe wurde er vom nach Strasbourg ausgelagerten “Volksgerichtshof”, dem Sondergericht des NS-Regimes für politische Strafsachen, zum Tode verurteilt. Der Schauprozess wurde von dem Berliner Richter Roland Freisler geführt, der im Oktober 1944 über Julius Leber die Todesstrafe verhängen wird. Am 15. Juli 1943, einem Tag nach dem französischen Nationalfeiertag, wurden die sechs jungen Männer im Fort Desaix (in der Nähe vom Port du Rhin, bei Kehl) hingerichtet. Alphonse Adam ist dabei der Einzige, der sich die Augen nicht verbinden lassen will, sondern „sehenden Auges“ dem Tod gegenübertritt.
Seit November 2024 erinnert eine Gedenktafel an Alphonse Adam und Robert Kieffer an der Fassade ihrer ehemaligen Schule, collège épiscopale Saint-Etienne, welche fußläufig vom Lycée Kleber zu erreichen ist.
Die sehr guten Schüler:innen sind sich einig: „Dieser Unterricht ist viel besser als schriftliche Daten und Fakten auswendig zu lernen.“ Arthur und Louis meinen, dass die Bearbeitung der Geschichte in einer anderen Sprache gut für einen Perspektivwechsel sei. Es gebe neue Informationen, neue Wörter und Perspektiven. Nicht umsonst sind die Schüler:innen in einer Europaklasse. Matthias reflektiert, dass ihm besonders gefalle, dass dies ihr Blick auf die Geschichte sei und nicht die Lehrersicht. Und Cerina ergänzt, dass es außerdem viel Spaß mache. Zeichnen führe zu einem tieferen Verständnis der Thematik, auch weil man selbst aktiv sein und sich auseinandersetzen müsse.